Aktueller Film von Russ Harris über aktuelle Ängste und den Umgang damit.
ACT und der Umgang mit Angst
Der Engländer Rob Archer hat einen lesenswerten Blog über den Umgang mit Angst aus der ACT-Perspektive geschrieben. Der Artikel erscheint jetzt in einer Zeit, in der das Corona-Virus viel Angst verbreitet.
Rob Archer nennt fünf Gründe, warum wir Menschen dauernd Angst haben:
- Wir sind darauf programmiert, das Schlimmere zu sehen (den Bär anstatt den Blaubeerbusch).
- Wir können uns mit Sprache gegenseitig Gefahren mitteilen. Das kann wichtig und hilfreich sein, aber auch ein Fluch.
- Die sozialen Medien versorgen uns mit einer Vielzahl von schlechten Nachrichten, was zu einer Verzerrung der Wahrnehmung führen kann.
- Unser unsicherer Umgang mit Ungewissheit. Wir mögen Ungewissheit einfach nicht.
- Unser Bedürfnis, auch die Dinge zu kontrollieren, die sich nicht kontrollieren lassen.
Als Antwort darauf schlägt Rob Archer Folgendes vor:
- Pläne zu machen über die Dinge, die sich kontrollieren lassen. (Werte und engagieretes Handeln)
- Aufzuhören gegen das anzukämpfen, was sich nicht ändern lässt (Akzeptanz)
- Sich dem zuzuwenden, was einem wirklich wichtig ist. (Werte und engagiertes Handeln)
- Selbstmitgefühl praktizieren
- Vorschläge für weitere Ressourcen (Hier nennt er weitere Quellen)
Das Video für Antwort drei über Gesundheitsangst von Mark Freemann ist sehenswert: How to handle health anxiety
Der Link zum vollständigen Blogpost: THE ACT APPROACH TO HANDLING ANXIETY LIKE A HUMAN BEING
Anders betrachten + Üben in Dresden + Sprache und Sein
Wir freuen uns, dass wir die erste Regionalgruppe auf dieser Seite nennen können und wollen euch noch einmal einladen, euch zu melden, wenn ihr in eurer Region schon eine Gruppe habt, die offen ist für neue ACT-Übende. Und wenn ihr eine neue Gruppe bilden möchtet unterstützen wir euch auch gerne. Zusammen zu lernen und zu üben ist eine wunderbare Möglichkeit.
Aus der neuen ACT-Gruppe 2020 haben wir in dieser Woche auch wieder viel gelernt und sind sehr dankbar, dass die Reise mit ACT Jahr für Jahr neu beginnt und weiter geht. Vielleicht sind diese Zeilen auch eine gute Möglichkeit euch das ACT follow on noch einmal in Erinnerung zu rufen, das in diesem Jahr im Dezember in Grasellenbach stattfindet und das wir wie immer auf Spendenbasis für die unterstützten Projekte anbieten. Es gibt noch ca 5 Plätze und zur Anmeldung gehts hier.
Und gerade in diesen Tagen hoffen wir, dass wir alle mit Achtsamkeitspraxis und ACT auch einen Beitrag für Mitgefühl und Verbundensein in dieser Welt leisten können. In einer Supervision gestern ging es darum, wie wir es unterstützen könnten, dass Bewertungen einfach als Bewertungen gesehen werden können, auch wenn andere das nicht so sehen. Schwierig. Aber eine gewisse Aufmerksamkeit allein für Sprache in Beratung und Therapie kann beginnen Unterschiede zu machen. Und wir können es für uns immer weiter üben. Eine virtuose Übungsleiterin für den Umgang mit Sprache ist Gübra Gümüşay, deren Buch "Sprache und Sein" soeben im Hanser Verlag erschienen ist und auf das wir hinweisen wollen. Diese Zeilen stammen vom Verlag und kündigen es an: "Dieses Buch folgt einer Sehnsucht: nach einer Sprache, die Menschen nicht auf Kategorien reduziert. Nach einem Sprechen, das sie in ihrem Facettenreichtum existieren lässt. Nach wirklich gemeinschaftlichem Denken in einer sich polarisierenden Welt. Kübra Gümüşay setzt sich seit langem für Gleichberechtigung und Diskurse auf Augenhöhe ein. In ihrem ersten Buch geht sie der Frage nach, wie Sprache unser Denken prägt und unsere Politik bestimmt. Sie zeigt, wie Menschen als Individuen unsichtbar werden, wenn sie immer als Teil einer Gruppe gesehen werden – und sich nur als solche äußern dürfen. Doch wie können Menschen wirklich als Menschen sprechen? Und wie können wir alle – in einer Zeit der immer härteren, hasserfüllten Diskurse – anders miteinander kommunizieren?"
Rumi sagte einmal: "Das Leben ist kurz wie ein halber Atemzug – pflanze nichs als Liebe."
Über die Generationen - Schichten und Geschichten
Wir sind gerade im Seminar und beschäftigen uns mit Familiengeschichten. Wie sie sich bilden und was sich in ihnen abbilden mag. Und wie das was geschehen ist geschehen ist, gesehen werden kann und sich im verstehen neue Geschichten bilden. Manchmal mit Wucht und manchmal ganz zart. Mit Lachen und Tränen. Und Wut, Verletzlichkeit und Annahme. Dabei trägt sich die Verbindung von systemischem Denken und Background und dem von Achtsamkeitspraxis und ACT wie von selbst ein, zum Beispiel im “Wertogramm”. Hier treffen sich mehrgenerationale Sichtweisen mit der Frage: Was war den dich prägenden Menschen wohl wichtig und wie zeigt sich das in Annahme oder Ablehnung möglicherweils in dem, was dir in deinem Leben wichtig ist.
Just heute erschien im Süddeutschen Magazin zudem ein kleiner Beitrag über eine kulturübergreifende Geschichte von Heilungsschritten für eine iranische Familie, die hier zu lesen ist.
Auch in ihr bilden sich Werte ab, deuten sich Öffnungen in den Geschichten an.
Wer das mit den Geschichten interessant findet und beobachten mag, wie wir uns kaum dagegen wehren können, aus fast allem, was wir beobachten eine Geschichte zu machen, dem sei dieses alte Experiment aus den 40ern ans Herz gelegt. Unsere Empfehlung: einmal einfach so anschauen. Dann nochmal anschauen und beobachten wie sich beim Betrachten eine Geschichte bildet und wie sie aussieht. Dann wieder schauen und sehen, ob ich noch eine andere Geschichte erfinden kann. Und beim vierten Mal: versuchen sich dagegen zu wehren, dass sich eine Geschichte bildet… vielleicht entstehen noch weitere Varianten.
Kleiner Ausblick und Fortbildungsanregung: Hagen wir auf dem nächsten deutschsprachigen ACT-Kongress vom 27.-31.10.2020 in Winterthur einen Workshop mit einer Kollegin zur Verbindung von ACT und der Arbeit mit Familien halten. Der Kongress wird wieder eine wunderbare Möglichkeit für Lernen, Austausch und Vernetzung sein.
ACT im Coaching
Längst hat sich ACT in den verschiedensten beraterischen Feldern und Kontexten etabliert. Und der Weltverband spielt in der Kommunikation dabei eine wichtige Rolle und ermöglicht in SIGs (Special Interest Groups) einen regen Austausch zwischen Kolleg*innen. In den letzten Wochen hat die Coaching SIG eingeladen, sich mehr zu vernetzen und zu beteiligen und wir möchten dies allen von euch, die sich auch im Rahmen von Coaching und Fragen der Berufswelten mit ACT beschäftigen hier einmal als Link senden:
https://contextualscience.org/special_interest_groups
Bewußt könnt ihr hier die Coaching SIG im Kontext so vieler anderer Gruppen finden, so wird gleich der Reichtum sichtbar, der hier schlummert und jederzeit genutzt werden kann.
Zudem möchten wir in diesem Kontext auf die Webseite von Rachel Collis, Rob Archer und Paul Atkins hinweisen, die viele Informationen, eine imposante Literatur- und Studienübersicht und immer wieder auch Blogbeiträge zu ACT im beruflichen Kontext versammeln:
Ein Blogbeitrag sei hier hervorgehoben, bei dem Hagen meinte, er würde gut illustrieren, warum wir ja bei ACT das “A” gern als A hoch 2 sehen und Achtsamkeit am liebsten noch mit im Titel bei ACT hätten:
https://workingwithact.com/2013/02/16/closing-the-intention-behaviour-gap/?sfns=mo
Und auch wenn wir gerade im Zusammenhang mit Achtsamkeitspraxis den Dualismus: “the mindful people” or “the mindless people” nicht eröffnen würden: über die Lücke zwischen Intention und ACTion nachzudenken macht unserer Meinung nach sehr viel Sinn. Und sich dabei zu fragen wie wir die Welt von Moment zu Moment erleben und wohin unsere Urteile uns führen könnten.
Von was haben Sie oder Dich diese Zeilen eigentlich gerade abgehalten?
Und was wolltest Du denn eigentlich gerade tun?
Und: warum?
Wer bin ich, sagst Du es mir?
Wie entwickelt sich unser "Ich"? Wer entscheidet was? Gehe ich das Risiko wirklich ein? - Der Film stellt schöne Fragen zum Selbst als Kontext.
ACT-Artikel von Hagen
In einer systemischen Zeitschrift wurde ein Artikel über ACT von mir veröffentlich. Im Internet findet man die Zeitschrift hier: Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung
Abstrakt
Du bist die Schüssel, nicht die Suppe. Eine Einführung in die Akzeptanz und Commitment Therapie (ACT)
Die Akzeptanz und die Commitment Therapie (ACT) ist ein achtsamkeitsorientiertes Verfahren, das aus der Verhaltenstherapie hervorgeht. ACT ist gut anschlussfähig an die systemische Therapie und bereichert diese durch neue Sichtweisen und Handlungsoptionen. Der ACT-Ansatz ist nicht störungsorientiert, er konzentriert sich darauf, bestimmte Fertigkeiten zu verbessern. Eine zentrale Rolle spielt hierbei die Arbeit mit dem „Hexaflex“. Das Ziel ist psychische Flexibilität. Wie ACT vorgeht, wird im Artikel praxisnah erläutert.
Miteinander - Rückblick auf die Jahrestagung der DGKV vom 12.-14. Oktober 2018 in Bamberg
Auch wenn wenn sie nun schon einige Zeit zurück liegt: Die diesjährige Tagung der DGKV, des deutschen ACT-Verbandes, fand unter dem Titel: ACT verbindet - Achtsamkeit in der therapeutischen Beziehung statt. Eine Vielzahl an Workshops und Vorträgen luden ein, dieses Themenfeld aus ganz unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen und wie immer gab es die Qual der Wahl... Als Gast für den einzigen zweitägigen Workshop war Aisling Leonhard-Curtin in Bamberg und führte in ihrem Workshop in „FAB“ ein, wer sich mehr damit beschäftigen möchte findet hier wie überhaupt zu vielen Workshops und Vorträgen Material auf der Homepage der DGKV: https://dgkv.info/lernen/konferenzen/dgkv-kongress-2018/
Mit viel Herz und Liebe zum Detail war die Tagung vorbereitet, das Essen großartig und die Kulisse der Stadt ebenfalls wunderschön. Miteinander: das zog sich von der Arbeit der Vorbereitungsgruppen über die manchmal ungewöhnliche Kooperation in der Raumnutzung bis hin zur Mitgliederversammlung, in der der alte Vorstand teilweise verabschiedet und ein neuer gewählt wurde. Wenn bei der Mitgliederversammlung eines Verbandes Begegnung so rührend, fachlich klar, die Vergangenheit würdigend und die Zukunft mit Vertrauen und einer klaren Vision in den Blick nehmend stattfindet, dann bin ich da gern dabei.
Die Jahrestagungen sind eine prima Lern- und Vernetzungsmöglichkeit:
10.-13.10.2019 in München
27.-31.10.2020 in Winterthur
Kommt zahlreich: ACT verbindet.
Ein weiter Blick - zur Tagung der DGSF
Bericht von der Jahrestagung der DGSF vom 20.-22.09.2018 an der Uni Oldenburg
Die diesjährige Tagung der DGSF trug den Titel “Ich, Du und die anderen… Selbstorganisation, Selbststeuerung und die Frage nach dem Sinn. Sie fand in einem wie ich fand sehr schönen Rahmen in der Uni Oldenburg statt und wurde vom Center für lebenslanges Lernen (C3L) an der Uni Oldenburg ausgerichtet. Dabei wurde der Blick wirklich weit: historisch zurück zur Verbindung systemischen Denkens mit vielen anderen therapeutischen Wurzeln und Theorien, in die Zukunft mit Fragen des Wozu systemischen Denkens und auffallend häufig mit einer Verbindung zu evolutionsbiologischen Fragestellungen und Antwortversuchen. In die Weite der Philosophiegeschichte. Der Bindungsforschung und wieder und wieder zu ethischen Fragestellungen. Besonders die Beiträge von Jürgen Kriz, Ariadne von Schirach, Claus Eurich und Tom Levold eröffneten Zugänge zur Verbindung unterschiedlichster Ansätze. Die Genauigkeit, mit der Tom Levold systemische Grundbegriffe rund um die Konzepte der Autopoiesis und weiterer Ansätze neu fasste und von dem Unterschied was er “Systemkitsch” nannte, war sehr beeindruckend.
In der Verbindung von systemischem Denken, Achtsamkeitspraxis und ACT durfte ich einen Workshop anbieten zu Akzeptanz als Praxis (besonders mit dem Aspekt der Vergänglichkeit und Wandlung dessen, was wir manchmal “Selbst” nennen) und eine kleine Ehrerbietung an die Liebe, was aufregend und schön zugleich war und eine Möglichkeit ein wenig von dem, was uns hier am Herzen liegt, auch auf einer Tagung mit einzubringen.
Wenn ihr Zusammenfassungen der Referent*innen der Hauptvorträge sehen wollt: hier geht es zum youtube-Kanal zur Tagung.
Die nächsten Jahrestagungen finden statt am:
19.-21.09.2019 in Hamburg
10.-12.09.2020 in Heidelberg
Therapeutische Haltung
Erst vorwärts gelesen, dann rückwärts. Auf die zweite Version hofft jeder, der zu uns kommt.
Besser bis zum Ende schauen.