Vortrag von Alan Watts der die Haltung des Zens in sozialen Situationen mit Beispielen erläutert. Das Geheimnis für die Unabhängigkeit in sozialen Situationen ist die Überzeugung, dass man keine Fehler machen kann. - Alles eine Frage der Perspektive.
Meditation am Abend am Montag, 15.04.2019
"Mit dem sein was ist, sagt sich so leicht."
Ein Abend, zu dem ihr einfach kommen könnt: auf dem Weg nach Hause. Oder nach draußen. Oder einfach so. Ohne Anmeldung und auf Spendenbasis für ein Projekt in Izmir. Mit Marion Miketta und Tom Pinkall
Zeit: 15.04.2019 von 18.30-20.30 Uhr
Ort: SIA Berlin, Friedelstr. 40, 12047 Berlin
Dranbleiben
"The most important thing is to remember the most important thing." ist ein Satz, der Suzuki Roshi zugeschrieben wird. Und mit einer Erinnerung von John Perry Barlow in diese Richtung beginnt die letzte Woche mit den "Principles of Adult Behaviour", die hier mit der Erinnerung an die Worte aus der ersten Woche noch einmal im ganzen nach gelesen werden kann.
Endure, bleibe dran, begehre auf, halte aus - im Achtsamkeits- und ACTsinne: bleibe an dem dran, was dir wichtig ist, auch in Phasen, in denen sich das unangenehm anfühlt. In Kauf nehmen im besten Sinne, dass es schwer ist. Oder auch das Glück aushalten, wenn es vorbeikommt.
Uns ermutigen und unsere Klient*innen. Nicht alles aushalten lernen, aber einsichtig werden, wie alles kommt und geht. Auch der Schmerz. Auch das Glück.
Danke an Mr. Barlow für die Liste. Und Ihnen und Euch fürs dabei sein im letzten knapp halben Jahr. Und wir bleiben hier auch dran und schreiben immer wieder von dem, was uns begegnet und wichtig ist. The most important thing is to remember the most important thing.
{endure: beharrlich sein, aushalten, aufbegehren, erdulden, durch Leid hindurchgehen}
Pic: Basmane in Izmir 2018 (lambu)
Therapeutische Haltung
Erst vorwärts gelesen, dann rückwärts. Auf die zweite Version hofft jeder, der zu uns kommt.
Besser bis zum Ende schauen.
Defusion bei Liebeskummer
Auch wenn Guy Winch kein ACT-Therapeut ist und sehr die Metahper des Kampfes, statt der Akzeptanz benutzt, passen seine Empfehlungen bei Liebeskummer teilweise gut in die Konzepte von ACT:
- Im Liebeskummer, werden dich die Instinkte, auf die du dich im Alltag verlässt, eher nach unten ziehen, als dir zu helfen.
- Du darfst deinen Gedanken bei Liebeskummer nicht vertrauen.
- Studien zeigen, dass wenn wir eine Erklärung für das Ende einer Beziehung haben, dass uns das Loslassen leichter fällt. Aber oft akzeptieren wir nicht die klaren und einfachen Erklärungen, sondern suchen nach komplexen, teilweise mystischen Erklärungen über Monate. Wenn das gebrochene Herz so weh tut, dann muss die Erklärung auch schwerwiegend und komplex sein.
- Liebeskummer ist wie eine Sucht und die Enztzugssymptome sind Erinnerungen und Bilder, die das Craving verschlimmern und die Heilung erschweren.
- Den Ex-Partner nicht idealiesieren, sondern sich auch die kritischen Punkte der Partnerschaft immer wieder vergegenwärtigen.
- Man muss gewillt sein, loszulassen und akzeptieren, dass es vorbei ist, sonst wird die Hoffnung immer wieder neue Möglichkeiten erfinden.
- Hoffnung kann für ein gebrochenes Herz unglaublich zerstörerisch sein.
- Durch den Verlust der Partnerschaft entstehen Löcher im Leben. Alle diese Löcher brauchen Beachtung und neue Inhalte.
- Jemand mit gebrochenem Herzen braucht Empathie, denn der soziale Rückzug gehört zur Heilung. Und es braucht Geduld, denn die Heilung braucht meist länger als man erwartet.
- Im Liebeskummer dürfen wir unsere Gedanken nicht zu ernst nehmen. - Eben Defusion.
Nicht gut genug
Wie ein Gedanke so viel Leid und komplexe Verhaltensweisen anstoßen kann und wie wichtig Akzeptanz im Großen wie im Kleinen ist.
Die Schönheit des Nicht-Wissens
Eine schöne Beschreibung und Unterscheidung zwischen Wissen und Erfahren und die Wichtigkeit des Reisens ins Unbekannte. Einige Auszüge aus dem Vortrag:
- Sich in die Unsicherheit vorwagen. Die große Gefahr zu Hause ist, dass wir glauben alles zu wissen und kontrollieren zu können.
- An manchen Stellen versagt Wissen und an manchen Stellen rettet es Leben und ermöglicht Leben.
- Wir sind zu sicher über das was wir glauben zu wissen. Unsere "unbegrenzte Fähigkeit unsere Unwissenheit zu ignorieren (Kahnemann)", bringt uns immer wieder Enttäuschungen. Wissen wir wirklich, was die die wir lieben morgen machen werden?
- Es ist gut manches zu wissen und es ist auch gut, dass wir manches nicht wissen.
- Dadurch dass ich nicht alles weiß, kann ich jeden Tag neues entdecken.
- Wissen ist ein unbezahlbares Geschenk, aber die Illusion von Wissen kann gefährlicher als Unwissenheit sein.
- Das erste Gesetz des Reisens und des Lebens: Man ist nur so stark wie die eigene Bereitschaft, sich auszuliefern.
- Am Ende ist es vielleicht viel wichtiger menschlich zu sein, als über alles Bescheid zu wissen.
Zugegeben
Wir folgen noch ein paar Wochen den Gedanken von John Perry Barlow, und wer sich angesprochen fühlt: Herzlich Willkommen zu einer Woche Praxis damit. So wie wir eben den Satz verstehen.
Anleitung zur kreativen Hoffnungslosigkeit von Russ Harris
Die kreative Hoffnungslosigkeit kann als ein Teil der Akzeptanzarbeit angesehen werden. Soll sie doch den Strategiewechsel vom Kampf gegen das Problem zum Leben mit dem Problem unterstützen. Was bekanntlich leichter gesagt als getan ist. Russ Harris hat eine schrittweise Anleitung für die therapeutische Arbeit geschrieben, die von ihm mit 5 Fragen zusammengefasst wird:
##Creative hopelessness (CH)
- What have you tried?
- How has it worked?
- What has it cost?
- What’s that like for you?
- Are you open to something different?
Hier der Link zur Anleitung auf der Website von Russ Harris: https://www.actmindfully.com.au/upimages/Nuts_and_Bolts_of_CreativeHopelessness-_May_2017_version.pdf
Hier das kleine Ebook: Nuts- and Bolts of Creative Hopelessness und das Worksheet: Join the D.O.T.S. aus dem Text.
Sei still
Am vergangenen Montag durften wir in Berlin beim SIA zur "Meditation am Abend" zusammensein und wir widmeten den Abend dem Thema des Annehmens, Anerkennens, man könnte es auch Akzeptanz nennen. Angenommen. Danke an alle, die da waren und wir wollen gern das Gedicht von Mascha Kaléko (1907-1975) hier noch einmal zur Verfügung stellen, das am Ende des Abends stand:
Sei still…
Als ich der Mutter meinen Kummer klagte,
Ich höre noch, was sie dem Kinde sagte
Mit einem Lächeln, wie ich’s nie gesehn -
„Sei still, es wird vorübergehn.”
So hielt ich still. Und manches ging vorüber.
Denn alles geht vorüber mit der Zeit:
Das große Glück. Das Frösteln und das Fieber.
Selbst ein Novembertag, ein noch so trüber.
Beständig bleibt nur Unbeständigkeit.
Als dann der große Zweifel an mir nagte,
- Ich wusste schon, dass man es keinem klagte
Und dass sogar die Freunde missverstehn -
So oft ich damals an mir selbst verzagte,
war es die leise Stimme, die mir sagte:
Sei still, es wird vorübergehn.
Was ist nicht alles schon dahingegangen
Wie Schneegestöber und wie Windeswehn…
und dennoch hab ich jetzt erst angefangen,
Den Dingen auf den Grund zu sehn.
Wer nichts begehrt, der ist nicht zu berauben,
Gespenster sind nur dort, wo wir sie glauben.
Ich habe lange, lange nicht geklagt.
Nichts tut das Leid dem, der „es tut nichts” sagt.
Sei der du bist. Mag kommen, was da will.
Es geht an dir vorüber, bist du still.
Masha Kaléko