Was ist Verhaltenstherapie?

Die Verhaltenstherapie konzentriert sich auf beobachtbares Verhalten (R=Reaktion)und versucht dieses auch wieder durch beobachtbares Verhalten vor (S=Stimulus) und nach (K=Konsequenzen) der Situation zu erklären und zu verändern. S -> R -> K. Verhalten ist gelernt und kann durch weiteres Lernen verändert werden. Lernen kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen.

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Lernen durch Gleichzeitigkeit

Klassische Konditionierung
Ein Ort, an dem wir etwas schönes erlebt haben, wird schöner. Nicht, weil der Ort, durch das, was wir erlebt haben, sich irgendwie verändert hat, sondern durch die Gleichzeitigkeit von schönem Ereignis und Ort. Das Schulfach Mathe ist weder gut noch böse, aber die Lehrerin, die uns in der Grundschule in eine schamhafte Abfragesituation gebracht hat, hat vielleicht nicht nur ein unangenehmes Gefühl gegen sich angestoßen (Frau X ist nicht nett!), sondern auch unser Verhältnis zu Mathematik beeinflusst (Mathe ist doof!). Die Mathematik selbst hat in der Situation selbst nichts getan, sie war einfach nur gleichzeitig zur Scham da. Es hätte auch Deutsch sein können. Diese Beispiele sind sehr vereinfachend, aber vielleicht kennt jeder ähnliches aus seiner Lebensgeschichte. Werbung lebt von dem Lernen durch Gleichzeitigkeit und wir können uns nur schwer davor schützen. Auch bei unseren Problemen kann Gleichzeitig eine Rolle spielen, wie zum Beispiel bei der Entwicklung von manchen Ängsten. Verhaltenstherapie untersucht die Situation in der schwieriges Verhalten auftritt (R)und die Situation davor (S), die auslösende Situation.

  • Was für mögliche Auslöser hat es für das schwierige Verhalten gegeben?
  • Welcher Auslöser hat nicht direkt mit der Situation zu tun, sondern spielt seine Rolle durch eine Gleichzeitig in der Lerngeschichte dieses Menschen?
  • Sind diese Auslöser durch irgendetwas veränderbar?
 
Positive oder negative Konsequenz?

Positive oder negative Konsequenz?

Lernen durch Konsequenzen bzw. Erfahrungen

Operantes Lernen
Es gibt verschiedene Formen von Konsequenzen. Positive und negative. Konsequenz ist das, was nach einem Verhalten passiert oder auch nicht passiert.

Wenn ich als Kind auf die heiße Herdplatte fasse, mache ich eine unmittelbare negative Erfahrung, die es unwahrscheinlicher macht, dass ich das nächste Mal wieder auf die Herdplatte fasse. Aber nur, wenn ich den Zusammenhang zwischen heißer Herdplatte und dem Schmerz in meiner Hand kognitiv in Verbindung bringe. Eine negative Konsequenz erkennt man nur daran, dass das gezeigte Verhalten (auf die Herdplatte fassen) weniger wird oder gar nicht mehr gezeigt wird. Tritt das Verhalten weiter auf, dann war es keine negative Konsequenz. Tritt das unerwünschte Verhalten trotz Fernsehverbot weiter auf, dann ist Fernsehverbot keine negative Konsequenz. Ob eine Strafe eine negative Konsequenz war, erkennt man nur daran, dass das unerwünschte Verhalten weniger oder nicht mehr auftritt. Hier wird deutlich, dass sich die Verhaltenstherapie ganz auf beobachtbares Verhalten konzentriert und auf Vermutungen, wie jemand etwas verstanden hat, weitgehend verzichtet.

Das selbe trifft auch auf Belohnungen zu. Eine Belohnung ist nur dann eine Belohnung, wenn das gewünschte Verhalten mehr auftritt. Wenn Verhalten durch Konsequenzen beeinflusst werden soll, dann sind die genaue Beobachtungen von Belohnungen und Bestrafungen sowie deren Wegfall genau zu untersuchen. Dies geht nur bei wiederkehrendem Verhaltensweisen. Die Wirkung einer Konsequenz zeigt sich in der Wiederholung.

Wenn Verhaltensweisen verändert werden sollen, dann sind die Untersuchung und die Entwicklung von Konsequenzen ein wichtiger Behandlungsschritt.

 
Erster Eindruck?

Erster Eindruck?

Lernen durch Regeln

Menschen lieben Regeln bzw. Gewohnheiten. Sie erleichtern den Alltag sehr, da wir nicht alles aufs Neue entscheiden müssen. Von Kindheit an sammeln wir eine Vielzahl an Regeln, die uns durchs Leben begleiten. Eine Regel ist ein Versprechen auf ein Ergebnis in der Zukunft.

Beispiele: Wenn ich mich genau so anziehe, dann gehöre ich zu dieser Gruppe. Wenn ich alle die Aufgaben annehme, um die mich meine Kollegen bitten, dann mögen mich die Kollegen. Wenn ich Aggression zeige, dann demonstriere ich Schwäche - oder andere Regel: Stärke.

Probleme können entstehen, wenn wir Regeln unabhängig vom Kontext (von der Umgebung) anwenden. Regeln, die für uns als Jugendliche wichtig und hilfreich waren, können uns in der Welt der Erwachsenen in Schwierigkeiten bringen. Den Unterschied von Moralpolitik zu Realpolitik kann man nach jedem Wahlkampf bemerken.

Eine Regel ist ein Versprechen auf ein Ergebnis in der Zukunft, aber das wird nicht immer eingehalten. Und beides sollten wir bemerken.