Ungewöhnliches Musikprojekt mit einer schönen Metapher für die Beobachterperspektive: Der Mond.
Die Zuhörer sind besonders.
Sei still
Am vergangenen Montag durften wir in Berlin beim SIA zur "Meditation am Abend" zusammensein und wir widmeten den Abend dem Thema des Annehmens, Anerkennens, man könnte es auch Akzeptanz nennen. Angenommen. Danke an alle, die da waren und wir wollen gern das Gedicht von Mascha Kaléko (1907-1975) hier noch einmal zur Verfügung stellen, das am Ende des Abends stand:
Sei still…
Als ich der Mutter meinen Kummer klagte,
Ich höre noch, was sie dem Kinde sagte
Mit einem Lächeln, wie ich’s nie gesehn -
„Sei still, es wird vorübergehn.”
So hielt ich still. Und manches ging vorüber.
Denn alles geht vorüber mit der Zeit:
Das große Glück. Das Frösteln und das Fieber.
Selbst ein Novembertag, ein noch so trüber.
Beständig bleibt nur Unbeständigkeit.
Als dann der große Zweifel an mir nagte,
- Ich wusste schon, dass man es keinem klagte
Und dass sogar die Freunde missverstehn -
So oft ich damals an mir selbst verzagte,
war es die leise Stimme, die mir sagte:
Sei still, es wird vorübergehn.
Was ist nicht alles schon dahingegangen
Wie Schneegestöber und wie Windeswehn…
und dennoch hab ich jetzt erst angefangen,
Den Dingen auf den Grund zu sehn.
Wer nichts begehrt, der ist nicht zu berauben,
Gespenster sind nur dort, wo wir sie glauben.
Ich habe lange, lange nicht geklagt.
Nichts tut das Leid dem, der „es tut nichts” sagt.
Sei der du bist. Mag kommen, was da will.
Es geht an dir vorüber, bist du still.
Masha Kaléko