In unserem 10 tägigen Familien(re)konstruktionsseminar haben uns diese Sätze immer wieder beschäftigt. Wir geben unseren Familiengeschichten bestimmte Bedeutungen. Diese sind uns teilweise sehr wichtig , denn sie erklären uns so viel. Gelingt es uns andere Bedeutungen zu zulassen? Gelingt es uns auf eine Bedeutung zu verzichten? Es war, wie es war und es ist, wie es ist oder eben doch anders.
Emotionen sind nicht das, was wir denken
Emotionen sind Vermutungen des Gehirns über die Zukunft und eine Vorbereitung des Körpers auf diese Vermutungen. Unser Gehirn reagiert nicht auf die Welt, sondern auf seine eigenen Vorhersagen über die Welt. Diese Vorhersagen beruhen auf den Erfahrungen des Gehirns bis zu diesem Zeitpunkt.
Kontrollierte Halluzinationen - the brain's best guess
In Seminaren haben wir in der letzten Zeit immer wieder diesen Film gezeigt. Kennengelernt haben wir ihn durch Choden, mit dem wir im August wieder ein sehr berührendes und intensives Seminar in Grasellenbach erleben durften. Er hat uns in die Compassion Focused Therapy (CFT) eingeführt und uns später mit Übungen aus der Einsichts-Meditation in Berührung gebracht. In ihnen treffen sich aus unserer Sicht vielfach sehr die alten Traditionen, eine Praxis der Zuwendung zu sich selbst und eine Sicht auf die Welt, die sich wie von allein mit systemisch-konstruktivistischen Annahmen verbindet. Immer wieder haben uns dabei auch die letzten Worte des Vortrags innehalten lassen. Wenn ihr bei YouTube unten am Bildrand klickt wird zwar keine deutsche Übersetzung, aber immerhin der englische Text zum mitlesen eingeblendet:
Systemische Geschichtswerkstatt
Endlich wollen wir hier auf ein sehr besonderes, großartiges Projekt hinweisen, das Tom Levold auf seinem Blog zur Verfügung stellt und das sicher auch bald auf weiteren Plattformen der systemischen Dachverbände zu finden sein wird. Er schreibt auf seiner Seite: „Die Systemische Geschichtswerkstatt ist eine private Arbeitsgruppe, zu der sich Kurt Ludewig, Annie Michelmann, Wolf Ritscher, Wilhelm Rotthaus und Gisal Wnuk-Gette und ich 2014 zusammengefunden haben. Ausgangspunkt war unsere Erfahrung als DozentInnen an vielen systemischen Weiterbildungsinstituten, dass Namen und Daten aus der Geschichte des systemischen Ansatzes, die in den 80er und 90er Jahren eine große Rolle gespielt haben, heute schon relativ unbekannt sind und deren Vermittlung in der Regel auch keinen besonderen Stellenwert in den Curricula der Weiterbildungsinstitute hat. Insofern lässt sich von einer gewissen Geschichtsvergessenheit sprechen, die vielleicht auch durch die Fokussierung des systemischen Ansatzes auf die Gegenwart und Zukunft verstärkt wird.“
Einfach ausprobieren und staunen, wo man landet. Was einen sucht, wenn man anfängt zu finden:
Es könnte alles auch ganz anders sein
Wie könnten wir mit uns selbst und anderen anders leben, wenn wir immer in Betracht ziehen würden, dass wir uns irren könnten? Dass unsere Annahmen eben Annahmen sind. Unsere Beschreibungen: Beschreibungen.
Ernst von Glasersfeld beschreibt konstruktivistisches Denken am Beispiel von Kommunikation hier eindrucksvoll. Rasch öffnet sich zwischen "richtig" und "falsch" ein Raum, in dem wir uns begegnen können.